Konzeptphase

Die Konzeptphase beginnt häufig, ohne das ein spezielles Projekt definiert ist – sie startet also mit oder sogar vor dem eigentlichen Projekt, bewusst oder unbewusst. Die größten Chancen liegen darin, dass hier noch alle Möglichkeiten offen sind, die größte Gefahr darin, diese Phase leichtfertig zu übergehen und schlimmstenfalls ungeplant teure (Fehl-)Entscheidungen zu treffen – immerhin werden durch das Konzept 90% der Projektkosten festgelegt.

Grundlage ist immer ein Problem oder eine Aufgabenstellung, die gelöst werden soll. In unserem Beispiel das aufpressen eines Sicherungsrings auf eine Federvorgespanntes Kupplungspaket. Grundlage der Anfrage, die uns erreichte war eine vorhandener Arbeitsplatz mit einer pneumatisch angetriebenen Presse. Neben der Instandsetzung des vorhanden Arbeitsplatzes war ein Angebot über eine neue pneumatische Presse erwünscht.

Kundenseitig war die Konzeptphase damit abgeschlossen aber wäre es nicht besser, hier nochmal einen Schritt zurück zu gehen?

Durch den pneumatischen Antrieb der Presse steht fest, dass es sich nach Maschinenrichtlinie 2006/42/EG um eine Maschine handelt. Demzufolge muss für das Gerät unter Einhaltung aller erforderlichen Normen eine CE-Erklärung angefertigt werden – eine teure Entscheidung, die relativ leichtfertig getroffen wurde. Sowohl der Kraftverlauf von wenigen N über den Großteil des 60mm langen Fügeweges und einer Maximalkraft von 7kN als auch die Stückzahl von ca. 6000 Stück pro Jahr lassen allerdings die Überlegung zu, eine handbetriebene Kniehebelpresse einzusetzen. Ein handbetriebenes Werkzeug erfordert weder eine CE-Kennzeichnung noch eine regelmäßige Kontrolle durch den Arbeitsschutzbeauftragten. Der Invest liegt nur ungefähr bei 20% einer pneumatischen Presse.

An dieser Stelle soll nicht bewertet werden, welches der beiden Konzepte das bessere ist. Diese Entscheidung muss projektspezifisch getroffen werden und auch Fragen wie die Akzeptanz der Mitarbeiter oder das perspektivische Marktwachstum des Produkts berücksichtigen. Vielmehr soll das Beispiel zeigen, wie wichtig die Konzeptphase für den weiteren Projektverlauf ist. Durch das Konzept wird der preisliche und zeitliche Rahmen für ein Projekt gesteckt. Durch ein gutes oder schlechtes weiteres Vorgehen, (abgesehen von absolutem Versagen oder schwerwiegender Fehler) können Zeit- und Kostenrahmen noch ungefähr um 10% nach oben und unten verschoben werden. Die Überlegungen bis hier her sind allerdings sehr einfach – alle nötigen Betrachtungen können problemlos innerhalb eines Werktages angestellt werden. Wichtig ist es, die Konzeptphase nicht leichtfertig zu übergehen, sondern möglichst einen Schritt zurück zu treten und das Projekt ganzheitlich zu betrachten – nur so können wirtschaftliche, innovative Lösungen entstehen.

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